Wer sich in den vergangenen Jahren in gut sortierten Buchhandlungen umgeschaut hat, wird es bemerkt haben: Comics sind heutzutage fester Bestandteil des klassischen Literaturangebots. Dass die bunten Bilderzählungen, die in früheren Jahrzehnten primär über Comic-Fachgeschäfte und Kioske ihr Publikum erreichten, inzwischen im Buchmarkt angekommen sind, ist unter anderem einigen deutschsprachigen Verlagen zu verdanken, die teilweise seit Jahrzehnten auf dieses Ziel hingearbeitet haben. Um den Comic in Buchform salonfähig zu machen, haben sie vor gut zehn Jahren den Begriff „Graphic Novel“ in die deutsche Sprache eingeführt. Er steht in der Regel für in sich geschlossene, längere Comic-Erzählungen in Buchform, soll aber auch signalisieren, dass sich hier Werke finden, die sich primär an erwachsene Leser:innen richten.
In diesem Jahr feiern gleich vier deutschsprachige Wegbereiter der Graphic Novel ein Jubiläum und kommen zusammen auf stolze 100 Jahre: 40 Jahre Edition Moderne, 30 Jahre Reprodukt, 20 Jahre avant-verlag und 10 Jahre Jaja Verlag. Die deutschsprachige Comic-Landschaft wäre ohne sie und ihre vielen von der Kritik und dem Publikum hochgeschätzten Werke sehr viel ärmer. Vier Autor:innen dieser Verlage sind daher in diesem Jahr beim Poetenfest zu Gast. Sie zeigen mit ihren Werken, was für komplexe, anspruchsvolle Geschichten durch die geschickte Verknüpfung von Text und Zeichnung erzählt werden können.
Lars von Törne
Hannah Brinkmann: Gegen mein Gewissen. Graphic Novel. avant-verlag. Berlin, Nov. 2020
Anke Feuchtenberger: Ein deutsches Tier im deutschen Wald. Graphic Novel. Reprodukt. Berlin, 2022
im Garten (bei Regen: im Saal)