Dana Grigorcea: Die nicht sterben. Roman. Penguin. München, Mrz 2021
Dana Grigorcea, 1979 in Bukarest geboren und schon lange in der Schweiz lebend, gewann 2015 mit einem Auszug aus ihrem postkommunistischen Rumänien-Roman „Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit“ den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Auch in ihrem neuen Roman „Die nicht sterben“ begibt sich die auf Deutsch schreibende Autorin nach Rumänien. Diesmal ist die Hauptfigur keine junge Bankerin in Bukarest, sondern eine Malerin, die in Transsilvanien aufwuchs und ihre alte Heimat in den Sommerferien besucht. Eine abgelegene Gegend, der der irische Autor Bram Stoker mit seinem Dracula-Roman ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Dana Grigorcea nimmt den Mythos des Untoten auf und spiegelt ihn an der rumänischen Gesellschaft. Denn das Grab von Vlad dem Pfähler, des historischen Dracula-Vorbilds aus dem 15. Jahrhundert, wird wiederentdeckt und eine frisch gepfählte Leiche darauf auch. In ihrer politischen Groteske erzählt Grigorcea von korrupten Politikern und geldgierigen Investoren, die dort einen Dracula-Park errichten wollen. „Der Dracula-Mythos steht für die Sehnsucht vieler Menschen nach der starken Hand, für den Wunsch, düstere Figuren wie den Autokraten Putin, einen Trump oder in Deutschland die AfD-Leute möglichst an der Macht zu sehen“, erklärte die Autorin in einem Interview. (D. K.)