Mara-Daria Cojocaru: Buch der Bestimmungen. Gedichte. Schöffling & Co. Frankfurt a. M., Jul 2021
Die Verwüstung der Natur schreitet weiter voran. Auf eine rabiat gewordene Philosophie des Fortschritts, die mit ihren ökonomischen Imperativen die Lebensgrundlagen unseres Planeten gefährdet, antwortet die Dichterin Mara-Daria Cojocaru mit einer subtilen Form des „Nature Writing“. Wie kaum eine andere Dichterin der Gegenwart hat sie ein feines poetisches Bewusstsein für die Destruktivitätstendenzen der Spezies Mensch entwickelt. Ihre Gedichte sind leidenschaftliche Forschungsreisen in die noch nicht domestizierten Zonen von Natur, Landschaft und urbanem Raum, wobei die Grenzen zwischen diesen Bereichen immer wieder in Frage gestellt werden.
Mara-Daria Cojocaru wurde 1980 in Hamburg geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft, Recht und Philosophie an der LMU München und wurde 2011 promoviert. Seit 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts „Globale Solidarität – Schritte zu einer neuen Weltkultur“ der Hochschule für Philosophie München (HFPH). Sie lebt als Schriftstellerin und Dozentin für praktische Philosophie in München und London.
In ihrem neuen Gedichtband „Buch der Bestimmungen“ findet sie eine poetisch aufregende Sprache für die Einsichten, die sie in ihrer Studie „Menschen und andere Tiere. Plädoyer für eine leidenschaftliche Ethik“ systematisch entfaltet hat. Für ihre ökopoetischen Motive findet sie in den Gedichten kühne Formen. So mixt sie etwa in dem Zyklus „Hominide B-Seiten“ wissenschaftliche Aufzeichnungen von Verhaltensforscher:innen mit eigenen Mitschriften von Naturphänomenen, wobei sich die wissenschaftliche Begrifflichkeit und die poetischen Notizen wechselseitig erhellen. In anekdotisch entwickelten Szenen begegnen sich Mensch und Tier, den Hintergrund bilden humorvoll skizzierte Alltagserfahrungen: „Ich kann nicht mehr an Wunder glauben/ Aber an das Gewicht der Fliege im Gedicht.“ (M. B.)