Geboren 1934 im schweizerischen Thun, lehrte Jean Ziegler bis zu seiner Emeritierung 2002 Soziologie an der Universität Genf und als ständiger Gastprofessor an der Pariser Sorbonne. Von 2000 bis 2008 war er UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und von 2009 bis 2019 Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats, für den er heute noch tätig ist.
Jean Ziegler wurde in jungen Jahren maßgeblich geprägt von seiner Freundschaft zu Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir sowie von einem zweijährigen Afrika-Aufenthalt als UN-Experte nach der durch den US-Geheimdienst und die belgische Regierung unterstützten Ermordung von Patrice Lumumba, dem ersten Premierminister des unabhängigen Kongo. „Ich habe mir geschworen, nie wieder, auch nicht zufällig, auf der Seite der Henker zu stehen.“ Bis 1999 war Jean Ziegler Nationalrat im Parlament der Schweizer Eidgenossenschaft. Seine Publikationen wie „Die Schweiz wäscht weißer“ (1990) und „Die Schweiz, das Gold und die Toten“ (1997) lösten erbitterte Kontroversen aus. 2005 erschien der Weltbestseller „Das Imperium der Schande“. Ziegler gehört zu den international profiliertesten Kritikern weltweiter Profitgier.
Auszeichnungen u. a.: Stevenson-Gedächtnispreis (1967), Chevalier dans l’Ordre National des Art et des Lettres, Bruno-Kreisky-Friedenspreis (2000), Care-Millennium-Preis der Hilfsorganisation Care (2008), Ehrendoktorwürde der Universität Brüssel und der Universität Paris, Thunpreis der Stadt Thun (2009), Literaturpreis für Menschenrechte, Internationaler Ethecon Blue Planet Award (2012), Otto-Bauer-Plakette (2019).
Veröffentlichungen in deutscher Sprache (Auswahl):
– „Afrika, die neue Kolonisation“, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1980
– „Gegen die Ordnung der Welt. Befreiungsbewegungen in Afrika und Lateinamerika“, Hammer, Wuppertal 1985
– „Die Schweiz wäscht weißer. Die Finanzdrehschreibe des internationalen Verbrechens“, Piper, München 1990
– „Das Gold von Maniema“, Roman, Knaus, München 1996
– „Die Schweiz, das Gold und die Toten“, Bertelsmann, München 1997
– „Die Barbaren kommen. Kapitalismus und organisiertes Verbrechen“, Bertelsmann, München 1998
– „Wie kommt der Hunger in die Welt? Ein Gespräch mit meinem Sohn“, Bertelsmann, München 2000
– „Die Lebenden und der Tod“, Goldmann, München 2000
– „Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher“, Bertelsmann, München 2003
– „Das Imperium der Schande. Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung“, Bertelsmann, München 2005
– „Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren“, Bertelsmann, München 2009
– „Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung der dritten Welt“, Bertelsmann, München 2012
– „Ändere die Welt! Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“, Bertelsmann, München 2015
– „Warum wir weiter kämpfen müssen. Mein Leben für eine gerechtere Welt“, Pantheon, München 2018
– „Was ist so schlimm am Kapitalismus? Antworten auf die Fragen meiner Enkelin“, Bertelsmann, München 2019
– „Die Schande Europas. Von Flüchtlingen und Menschenrechten“, Bertelsmann, München 2020