Entkommen. Erzählungen. Matthes & Seitz. Berlin, Mrz 2021
„Schreibe wild und gefährlich“, könnte das Motto des 1989 in Altdorf bei Nürnberg geborenen Autors sein, schrieb Dirk Kruse im Programmheft des 36. Erlanger Poetenfests, als Joshua Groß seinen Roman „Faunenschnitt“ vorstellte. Im vergangenen Jahr erregte Groß mit seinen Roman „Flexen in Miami“ Aufsehen, aus dem er zwei Jahre zuvor einen Ausschnitt beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb las und damit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. „Entkommen“ ist der Titel seines aktuellen Erzählungsbands, der Ijoma Mangold im Lesenswert-Quartett des SWR zu der Aussage hinriss, Joshua Groß sei eine „tolle Stimme einer neuen Avantgarde in der deutschen Genewartsliteratur“.
Nürnberg, Elektroluchs oder Bergamo sind die ganz realen Ausgangspunkte kaleidoskopischer Welten und Geschichten, die immer wieder verblüffende Wendungen nehmen: Der Wrestler Alchemist Teaz verschwindet, verschickt aber noch weiterhin bedeutsame Nachrichten, die rätselhafte Professorin Kemander entdeckt ihre Faszination für einen uralten Baum, und auch Jellyfish P aus Flexen in Miami schreibt sich mit seinem Twitterfeed in diese Geschichten ein. Die Rapper A$AP Rocky und Lil Wayne treten auf, Werner Herzog und Maggie Nelson werden befragt, Donna Haraway und Marcus Steinweg geben Rat und spenden Trost. Mit ihnen denkt Joshua, der zugleich Autor, Erzähler und Figur ist, notiert und erfindet. So entstehen Erzählungen und Essays, die in unbändiger Lust an der Gegenwart einen eigenen Sinn für Realität hervorbringen: gegen Selbstaufgabe, gegen Heuchelei – und für ein unbedingtes Schreiben, vorangetrieben von Humor und Tiefgang, bis zur Entgrenzung.
Update 27.08.2021: Joshua Groß liest anstelle von Ulrich Peltzer.