Monika Helfer: Vati. Roman. Hanser. München, Jan 2021
Mit dem Roman „Die Bagage“, den Monika Helfer im vergangenen Jahr beim Poetenfest vorstellte, gelang der Österreicherin ein Bestseller. Die Geschichte über ihre in Armut lebenden Großeltern und ihre Mutter, die in dem kleinen österreichischen Dorf nur abwertend als Bagage bezeichnet wurden, stand lange auf der Spiegel-Bestsellerliste. Jetzt hat die 1947 in Au im Bregenzerwald geborene Monika Helfer ihr autofiktionales Schreibprojekt mit einem Roman über ihren Vater fortgesetzt.
Es ist keines der anklagenden und abrechnenden Vaterbücher der 68er Generation, sondern ein mit zärtlichem Blick gezeichnetes Porträt eines vom Leben Versehrten. Der intelligente Vater, der im Krieg ein Bein verlor, seine Lebensträume begraben musste, in beengten Verhältnissen lebte und als Bibliomane zum Dieb wurde, wird von seiner Tochter mit großer Empathie und Ehrlichkeit beschrieben. Ein behutsames Erzählen, das die schmerzhaften Erinnerungen nicht ausspart und dennoch versöhnlich bleibt. Meisterlich bringt Monika Helfer ihre Erzählung zu Papier und nimmt dabei auch die Unschärfen und Lücken der Erinnerungen in den Blick. Der Vater lebte am liebsten in seinen Büchern. In diesem Roman „Vati“ lebt er wirklich weiter. Das erfolgreiche Familienromanprojekt geht übrigens weiter. 2022 soll mit „Löwenherz“ das Buch über den Bruder erscheinen. (D. K.)