Sharon Dodua Otoo: Adas Raum. Roman. S. Fischer. Frankfurt a. M., Feb 2021
In ihrem ersten Roman erzählt Sharon Dodua Otoo von mehreren Frauen, die Ada heißen, quer durch die Jahrhunderte hindurch und über die Kontinente hinweg. Ada ist nicht eine, Ada ist viele. Da ist die Ada, die 1495 in Westafrika die Ankunft der Portugiesen an der damaligen „Goldküste“ erlebt; da ist die Ada im Jahr 1848 in England, eine Mathematikerin, angelehnt an das Leben der realen Ada Lovelace; da ist die Ada, die im Konzentrationslager Dora-Mittelbau als Prostituierte arbeitet; und schließlich eine Ada in der Gegenwart, die in Berlin eine Wohnung sucht, aber als Schwarze, schwangere Frau einiges an Diskriminierungen erfahren muss. Ein reflektiertes und differenziertes Buch, mit dem die Autorin den Finger in die Wunden gegenwärtiger Diskurse legt: Rassismus, Identitäten und Raubkunst sind nur einige der Themen, die Sharon Dodua Otoo zu einem dichten und stilistisch gewagten Roman verwoben hat. Immer wieder lässt sie eine Art „Weltgeist“ auftauchen, der aus der Perspektive verschiedener Gegenstände erzählt: aus der Sicht eines Reisigbesens, eines viktorianischen Türklopfers oder eines Zimmers. Diese Vorliebe für ungewöhnliche Perspektiven hat Otoo bereits mit ihrer Geschichte „Herr Gröttrup setzt sich hin“ beim Bachmannpreis 2016 gezeigt, mit der sie in Klagenfurt gewann und in dem sie ein Frühstücksei erzählen lässt. „Adas Raum“ ist einer der herausragenden Romane des Frühjahrs und ihre Autorin eine der mutigsten Erzählerinnen der Gegenwart. (A.-D. K.)