„zungenenglisch. visionen, varianten“ (2014) nennt der 1952 in Wien geborene Franz Josef Czernin seine Gedichte, in denen auch auf Dante Bezug genommen wird. Kaum ein anderer Autor der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur hat sich in einer vergleichbaren und bis heute andauernden Intensität mit Dante Alighieris Weltgedicht „Die Göttliche Komödie“ auseinandergesetzt. Dichtung ist für Czernin eine Erkenntnisform, die sich durch Übertragbarkeit auszeichnet. Czernin verwandelt Shakespeares Sonette (1999), Grimms Märchen (2018) und Wilhelm Müllers „Winterreise“ (2019). Seine Dante-Verwandlungen versuchen den historischen Abstand, der uns von den Werken früherer Jahrhunderte trennt und entfremdet, in einer zeitgenössischen Sprache einzuholen. (A. LS.)
Auszeichnungen u. a.: Preis der Stadt Wien für Literatur (1997), Heimito-von-Doderer-Literaturpreis (Sonderpreis für literarische Essayistik, 1998), Anton-Wildgans-Preis (1999), Heimrad-Bäcker-Preis (2003), Literaturpreis des Landes Steiermark (2004), Georg-Trakl-Preis für Lyrik, Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik (2007), H. C. Artmann-Preis (2012), Ernst-Jandl-Preis (2015).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Natur-Gedichte“, Hanser, München 1996
– „Apfelessen mit Swedenborg. Essays zur Literatur“, Grupello, Düsseldorf 2000
– „Elemente. Sonette“, Hanser, München 2002
– „Das Labyrinth erst erfindet den roten Faden“, Hanser, München 2005
– „staub.gefässe“, Gesammelte Gedichte, Hanser, München 2008
– „Das telepathische Lamm. Essays und andere Legenden“, Klever, Wien 2011
– „Metamorphosen. Die kleine Kosmologie“, Droschl, Graz 2012
– „Der goldene Schlüssel und andere Verwandlungen“, Matthes & Seitz, Berlin 2018
– „Das andere Schloss. Zu Märchen Grimms, Verwandlungen und anderen Dingen“, Matthes & Seitz, Berlin 2018
Übersetzungen (Auswahl):
– William Shakespeare: „Sonnets. Übersetzungen“, Hanser, München 1999
– „zungenenglisch. visionen. varianten“, Hanser, München 2014
– „reisen, auch winterlich“, Gedichte, Hanser, München 2019