Michael Köhlmeier: Matou. Roman. Hanser. München, 23. Aug. 2021
Ein Kater namens „Matou“ ist der charismatische, ja wilde, gelegentlich auch mürrische Erzähler in Michael Köhlmeiers Opus Magnum gleichen Namens, ein Abenteurer und Philosoph dazu, ein Homer der Katzenwelt, ein schnurriges Wesen, das nach den großen Fragen der Menschheit seine Krallen streckt. Ein Sieben-Leben-Leben soll er leben, reichend von der Französischen Revolution bis in die Gegenwart. Und dabei Typen wie E.T.A. Hoffmann treffen – war nicht auch der auf einen Kater gekommen, mit Namen Murr? Angeblich kennt Matou Andy Warhol persönlich, tapfer beteiligt haben soll sich das vierbeinige Fabelwesen im Kampf gegen die Kolonialherren im Kongo, und so weiter und so fort. Mein Gott, was kommt da alles auf uns zu!?
So wild das Leben dieses Katers, so abenteuerlich liest sich das weitgefächerte, beeindruckende, auf keinen Nenner zu bringende, mit vielen Preisen gekürte Oeuvre dieses Weltklasse-Erzählers. Unmöglich, die literarischen Höhepunkte des 1943 in Hard/Vorarlberg geborenen, heute in Hohenems mit seiner Frau Monika Helfer in einem mit viel Laub bewachsenen Häuschen lebenden Autors aufzulisten. Jede Leserin, jeder Leser hat ein Lieblingsbuch. Für die einen ist es seine melancholische Chaplin- bzw. Churchilliade „Zwei Herren am Strand“ (2014), für die anderen der voluminöse Jazz-Roman „Abendland“ (2007). Ob als Radiomoderator, Hörspielverfasser, Märchenerzähler, Gitarrist, Songwriter, ewiger Bob-Dylan-Fan, nimmermüder Erzähler antiker Sagen, schroffer Kommentator politischer Geschehnisse in der österreichischen Tagespolitik, vor allem aber als Romanschriftsteller – es ist seine überbordende Lust an der Sprache, am Geschichtenerfinden, die sein Publikum allerorten in ihren Bann zieht. (H. St.)