1939 in Wiesbaden geboren, geht Volker Schlöndorff bis 1956 auf ein Jesuiteninternat in der Bretagne und studiert anschließend in Paris Politische Wissenschaften. Seit 1959 pflegt er einen engen Kontakt zu den Regisseuren der Nouvelle Vague. In dieser Zeit schreibt Schlöndorff das Drehbuch zu seinem ersten Spielfilm „Der junge Törless“, der auch zum ersten internationalen Erfolg des Jungen Deutschen Films wird. 1966 erhält der Film in Cannes den Preis der internationalen Filmkritik. Mit „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Böll (Co-Regie: Margarethe von Trotta) gelingt Schlöndorff auch der Durchbruch an den deutschen Kinokassen. Wegen dieses Films und wegen seines Engagements im „Rechtshilfefonds für die Verteidigung politischer Gefangener“ wird er von Springer-Presse und CDU heftig attackiert.
Schlöndorffs Film „Die Blechtrommel“ (1979) nach dem Roman von Günter Grass erhält die „Goldene Palme“ in Cannes und einen Oscar in Hollywood. Als französisch-deutsche Co-Produktion realisiert Schlöndorff 1983 in Paris „Eine Liebe von Swann“ nach Marcel Proust. 1984 schließlich entsteht in New York mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle eine Filmfassung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“. In den USA, wo Schlöndorff für mehrere Jahre seinen Wohnsitz hatte, dreht er auch „Ein Aufstand alter Männer“ (1985) mit Holly Hunter und „Die Geschichte der Dienerin“ (1990) nach einem Drehbuch von Harold Pinter und dem Roman von Margaret Atwood. Nach dem Fall der Mauer kehrt Schlöndorff nach Deutschland zurück, wo er 1991 „Homo Faber“ nach Max Frischs gleichnamigem Roman dreht und sich für die Rettung der ehemaligen UFA/DEFA Studios in Babelsberg engagiert. Im vergangenen Jahr, zum 40. Jahrestag der Oscar-Verleihung, kam „Die Blechtrommel“ erneut in die Kinos. In Erlangen stellt Volker Schlöndorff den 162 Minuten langen Director's Cut seines Films mit bisher ungezeigten Szenen persönlich vor.
Auszeichnungen u. a.: Bundesfilmpreise (1966, 1971, 1977), Oscar und Goldene Palme in Cannes für „Die Blechtrommel“ (1979), französischer Orden der Ehrenlegion (2002), Bayerischer Verdienstorden (2003), Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises (2004), Carl-Zuckmayer-Medaille (2009), Deutsch-französischer Medienpreis (2011), Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste (2012), César (2015), Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (2019).
Veröffentlichung (Auswahl):
– „Licht, Schatten und Bewegung. Mein Leben und meine Filme“, Autobiografie, Hanser, München 2008